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Das Leben kommt ohne Handbuch. Oder dass alleinerziehende Mutter sein auch bedeutet Vater sein, Handwerker, Elektriker, Mechaniker, Lehrer, Krankenschwester, Superheld, …. etc pp

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Dreifach Mutter. Das klingt nicht nur abwechslungsreich – nettes Wort dafür, oder!? .. nein, das ist es auch.

Mein heutiger Tag begann um 02:23 mit dem Wort „Mama“ in Presslufthammerdezibel.

Schlaftrunken torkel ich die Treppe hinunter. Nach dem gewünschten Schluck Tee, der dreijährigen Hochwohlgeborenen Prinzessin auf der Erbse, durfte ich wieder zu Bett gehen. Ich schließe meine Augen, .. gefühlt, in diesem Moment klingelt der Wecker, .. es ist 06:00 Uhr und meine jüngste Tochter ruft schon wieder nach mir. „Mama, ich hab gekackert, ich möchte Tee, guck mal wie die liebe Sonne lacht, die hat nicht geschlafen, gehen wir heute in die Kita, kommt Papa heute, ich will Kika gucken, anziehen ……. “ Ich schalte auf stumm und ziehe das Kind während ihres Monologs an.

Mittlerweile haben wir es ins Bad geschafft, als meine 14jährige hochempfindlich pubertierende Tochter zu uns stürmt „Mama, ich hab verschlafen, fährst du mich, muss ich heut zur Mathe-Nachhilfe, darf ich am Wochenende bei Simon schlafen …. kann ich endlich ins Bad, ich komm zu spät!???“

Aaarrrrr, es ist noch nicht mal 7:00 Uhr und ich bin schon wieder fix und fertig.

Ich bringe die Kleine in die Kita, die beiden Großen schaffen es doch noch rechtzeitig zum Bus und danach geht´s ab auf die Autobahn. Wie immer quäle ich mich morgens Richtung Berlin, durch den Berufsverkehr, lass mich bei der Abstandsmessung blitzen und fluche so laut, dass mich auch eigentlich auf allen Spuren jedermann hören kann. Mit der Deutschen Bahn braucht man es ja gar nicht mehr versuchen, die fahren ohne 21,50 Mindestlohn pro Stunde gar nicht und erstreicken sich diesen wöchentlich zur Hauptverkehrszeit. Ausserdem kann ich im Auto, .. bis auf das gelegentlich diabolische Fluchen schon ein erstes Mal vom Tag abschalten.

Auf der Arbeit bin ich in den Augen meines Team, Mädchen für alles, und nachdem ich alles für mich und die Kollegen erledigt habe, schiebe ich mein Kraftfahrzeug, wieder in der Hauptheimreisezeit gen Süden, in den beschaulichen Speckgürtel Berlins. 782 000 Mittelspurfahrer später, komme ich dort auch an und kämpfe mit 782 000 Muttis und Papis um einen Parkplatz vor der Kita, die besten Parkmöglichkeiten werden scheinbar schon früh beim Bringen des Nachwuchses mit Handtüchern reserviert, weshalb ich regelmäßig eine lockere Marathonstrecke vom Auto zur Kita und zurück hinlegen darf.

Durchgeschwitzt falle ich mit dem „ich kann nicht mehr laufen“ – Mädchen ins Polster meines Pkw´s und möchte am liebsten ins Lenkrad beißen. Der K(r)ampf geht im Supermarkt weiter. Einkaufswagen an Einkaufswagen drängen sich durch die schmalen Gänge, des Supermarktes, der in den besagt schmalen Gängen noch 782 000 Aufsteller für vermeindliche Sonderangebote platziert hat. Welcher Sesselfurzer hat sich denn das ausgedacht? Einmal im Jahr am Point of Sale und den Rest des Jahres entscheiden Zahlen schwarz auf weiss. Na herrlich.

782 000 Ü-Eier, Eis am Stiel und Gummibärchen später habe ich auch das geschafft und wir können nach Hause.

Es ist Rummel. Nach dem Befüllen des Kühlschranks und dem Zettel für die beiden großen Kinder: Bitte Pfandflaschen wegbringen und Wäsche draussen aufhängen, sind wir wieder auf dem Weg, runter in die Stadt, um mein hartverdientes Geld in Fahrgeschäfte, zu überhöhten Preisen und zuckerhaltigen Lebensmitteln einzutauschen. Das Kind hat Spaß, ich sogar auch und so kommen wir, gut erschöpft aber relativ ausgeglichen heim.

Ich betrete das Haus und stolpere als erstes über die Pfandflaschen. Fu*k. Ich rufe meinen fast 16jährigen Sohn und mein liebevolles „Hallo“ klingt eher wie „Aaaarrrrrrrg, warum zum Teufel sind die verf…… Flaschen noch immer hier und wo ist deine Schwester?“

Die sitzt in ihrem Zimmer und hört Musik. Aus ihrem Fenster sehe ich genau auf den Hof, wo die Wäschespinne sich einsam im Wind dreht. Whaaaaaaaat? Why? Was ist nur los mit diesen Kindern? Auch hier gibt es erstmal eine Standpauke, bis mir auffällt, dass meine Tocher ja schon zu Hause ist. „Warst du zu Mathe Nachhilfe?“  – „Nein, ich hab heut abgesagt.“ Und direkt hänge ich noch eine Gardinenpredigt hinten ran.

Im Flur steht ein riesen Paket. Super. Meine neuen Rücklichter sind da.

Nachdem ich eine Woche zuvor einen, sagen wir mal: kleinen Schlagabtausch oder eher ein Kräftemessen mit einem Parkhauspfeiler hatte, musste ich mir kurzerhand, kostengünstig selbst Rücklichter bestellen und da waren sie nun. Ein You tube Video später sehe ich mich und meine Sohn vor dem Haus am Heck meines Autos, voller Enthusiasmus Rücklichter wechseln.

Was man nicht heutzutage alles im Internet lernt. Cool. Ich bin also gerade, für meinen Jungen, der Vater, der ihm fehlt und zeige ihm wie man am Auto rumschraubt, alles auseinander baut, die kompletten Lichter wechselt, die Leuchten anschließt, alles auf Funktionalität prüft und zum Schluss wieder fachgerecht verschließt. Toll. Ich bin stolz auf mich und darüber mit meinem Sohn diese, zum Glück erfolgreich abgeschlossene Lebenserfahrung gemacht zu haben.

Im Anschluss lerne ich mit meiner großen Tochter Mathe. Fazit; ich muss nochmal zur Schule, denn ich weiß weniger als sie. Aber gut, ich war früher in Mathematik schon nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen. Wenn zum Beispiel mein Ergebnis 3 war aber nur 82, 128, 219 und 782 zur Verfügung standen, nahm ich natürlich 82, war ja am nähesten an meiner Lösung dran, und insgesamt fuhr ich damit ganz gut.

Ich mache noch fix Abendbrot. Ob die bunten Eier von Ostern noch gut sind? Hm. Rinn in Salat, wird schon gehen. Lecker.

Nach dem Sandmann geht die little Madame ins Bett und ich räume Küche, Wohnzimmer und Bad auf.

*Heul* *Kreisch* *Schrei* … Ich renne zu meiner Kleinen, die in ihrem Bett sitzt oder besser schwimmt. Alles ist vollgekotzt. Ahhh nein, oh man, Igitt. Während ich das Kind versuche zu entkleiden rufe ich meine Großen, von denen nur mein Sohn hört, was er augenblicklich bereut. Zu spät. Bett abziehen, Bitte.

Gemeinsam wird Kleidung, Bettzeug und Kind gereinigt und wieder hergerichtet. Ein Fläschen Tee zur Beruhigung, eine Geschichte und eine laaange Umarmung später und sie kann wieder weiterschlafen.

Ich bin mir nicht sicher, ob es das Ei war. Hm?! Ich hab das auch gegessen. Würg – nur Gedanken. Wer weiß. Warte ich es erstmal ab. Ich habe ja auch noch genug Zeit darüber nachzudenken während ich Erbrochenes aus Kinderpyjama und Kleinkindbettwäsche wasche. AAAAAhhhhh, riecht das ekelig. ….. irgendwie aber nicht nach Ei, obwohl ich einige unverdaute Stücke davon wiederfinde. Könnte man fast im Ganzen wieder zusammensetzen. Ich  komme mir kurz vor wie *Name meine Stadt*-CSI. Und ich ermittle im Magen meines Opfers. Düdümm. Irgendwie macht es das ganze nicht erträglicher und ich schmeiße die rosa Lieblingsdecke in den Müll. Zuviel ist zu viel.

Erschöpft falle ich ins Bett. Es ist inzwischen nach 21:00 Uhr. 782 000 Dinge fallen mir hier jetzt ein, die ich noch erledigen muss, aber heute müssen die mal liegenbleben und so warte morgen 782 001 Dinge auf mich.

Gar nicht schlimm. Irgendwann zwischen jetzt und dem ersten „Mama“ sammle ich Kraft und Mut für den nächsten Tag, denn bei allem Stress und auch nach Tagen wie diesen: Was wäre ich ohne euch. Die Liebe meines Lebens, einen Stock tiefer veteilt auf drei kleine Kinderzimmer. #dankbar. ♥♥♥

und eines Tages: Alleinerziehend mit drei Kindern – gibt´s sicher auch dafür ein leicht verständliches Erklärvideo auf Youtube. 😉

Gute Nacht. …. ……